
Der jüngst veröffentlichte Stresstest zur Leistungsfähigkeit des Eisenbahnknotens Lübeck lässt erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit und Zukunftsfähigkeit der Bahnplanungen im Zusammenhang mit der Schienen-Hinterlandanbindung der Festen Fehmarnbelt-Querung (FFBQ) aufkommen. Nach Auffassung von Bernhard Simon, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, wird mit fragwürdigen Annahmen gearbeitet, um dem Termindruck bei der Umsetzung der Baumaßnahmen bis 2029 gerecht zu werden. Die Leistungsfähigkeit der Bahn-Hinterlandanbindung, gemessen an den tatsächlich prognostizierten Bedarfen, bleibt dabei auf der Strecke!
„Die Deutsche Bahn hat den Stresstest ganz offensichtlich so angepasst, dass die geplanten Baumaßnahmen knapp ausreichend sind, um unterstellte Bedarfe beim Schienenverkehr zu decken. Dies gelingt jedoch nur, weil man das erwartete Verkehrsaufkommen im Test künstlich heruntergerechnet hat. Die Lübecker Verwaltung hat dies sorgfältig und akribisch recherchiert. Das Vorgehen der DB ist nicht nur ein durchsichtiges, sondern auch äußerst kurzsichtiges Manöver“, warnt Simon. „Die Realität sieht anders aus: Die offiziellen Verkehrsprognosen zeigen deutlich höhere Zahlen und Wachstumspotenziale, sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr.“
Vor allem der Engpass zwischen Bad Schwartau und dem Lübecker Hauptbahnhof drohe zum Nadelöhr der gesamten Nord-Süd-Achse zu werden. „Was wir brauchen, ist ein zusätzliches drittes Gleis auf diesem Abschnitt und zwar so bald wie möglich“, so Simon weiter. „Doch stattdessen verweigert die Bahn jegliche Planung in diese Richtung mit dem Argument, dass dies Jahre dauern würde. Offenbar soll der bestehende Zeitplan für die Fertigstellung der Hinterlandanbindung der FFBQ um jeden Preis gehalten werden - obwohl schon jetzt abzusehen ist, dass es anschließend zu einem Supergau auf den Schienen kommen wird.“
Simon verweist zudem auf aktuelle Nachrichten aus dem Eisenbahnbundesamt, wonach der Fehmarnsund-Tunnel der DB frühestens 2032 fertiggestellt wird. Auch die alte Fehmarnsund-Brücke wird künftig nicht für den Bahnverkehr nutzbar sein. „Das heißt im Klartext: Bis mindestens 2032 gibt es keinen Schienenverkehr von und nach Dänemark. Das sollte für Land und Bund ein klares Signal sein, um jetzt endlich die Weichen bei der Bahn richtig zu stellen, insbesondere durch ein drittes Gleis zwischen Bad Schwartau und Lübeck“, fordert der CDU-Politiker.
Simon regt außerdem an darüber nachzudenken, für zentrale Infrastrukturprojekte der DB, wie die Hinterlandanbindung der FFBQ, einen gesetzlichen Rahmen für beschleunigte Planungen zu schaffen – analog dem Vorgehen bei ausgewählten Baumaßnahmen im Straßenverkehr.
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